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Montag, 25. September 2023

Heute vor 5 Jahren kam ich wieder nach Hause

 

Heimkehr

Heute vor 5 Jahren bin ich nach 5-monatiger Abwesenheit durch Krankenhaus, Reha und Pflegeheim wieder nach Hause kommen, dabei hatte ich vorher mal die Meinung ich sehe meine Wohnung nicht mehr wieder, weil ich durch den Fast-Tot völlig runter gefahren bin im Kopf was meine Zukunft betrifft. Ich kam übrigens alleine nach Hause. Meine Betreuerin hielt es damals schon nicht für nötig, sehr hilfsbereit zu sein.

Aber ich lebe noch, und habe in den letzten 5 Jahren einiges über Menschen gelernt. Nämlich wenn man nicht mehr nützlich ist, spielt man keine Rolle mehr.

Rund 5 Monate vorher bin ich durch die MS (was ich damals noch nicht wusste) in der Wohnung umgefallen und kam beim 5. mal nicht mehr hoch. Ich wusste nicht was los war. Aber ich wusste, wenn ich 3-4 Tage nichts trinke, wird es sowieso vorbei sein. Und es war mir egal. Ich hatte in wenigen Jahren den Großteil meiner Familie verloren. Oma, Vater, Opa, Onkel, Oma, Mutter. Alles Leute, die ich mein Leben kannte. Seit meiner Geburt. Und die immer da waren. Dies hat dann bewirkt, das ich keinen wirklichen Lebensmut mehr hatte. Anders gesagt: Ich hatte gar keinen Grund mehr, weiter zu leben. Und darum auch keine Lust. Ich dachte mir, ich hab viel erlebt, viel erreicht, aber nun ist gut. 

Gerettet wurde ich nur, weil eine liebe Freundin aus Süddeutschland, Marion Ruthner, mich vermisste. Sie wusste ich war täglich im Netz. Aber nun plötzlich nicht mehr. Sie rief mich auch 3 Tage lang mehrfach auf Handy und Festnetz an. Aber ich konnte ja nicht ran gehen, weil Festnetz auf dem Schreibtisch in der Ladestation stand und das Handy hatte ich vorher irgendwo ins Bett geworfen weil ich ins Bett gehen wollte. Beides war also unerreichbar. 

Während ich da 3 Tage auf dem Boden lag ging mir natürlich auch vieles durch den Kopf. Und es lief immer darauf hinaus, ich hatte ein erfolgreiches Leben, im Job viel erreicht, privat viel erlebt, aber nun ist es eben gut. Und es war mir - wie gesagt - egal. Aber weil Marion mich nicht erreichen konnte, kam ihr das komisch vor und rief hier in Düren die Polizei an. Es klingelte dann erst von der Haustür aus bei mir. Aber ich konnte ja nicht aufmachen. Aber da ich sowieso dachte, es sind wie fast täglich Kinder und Jugendliche die Klingelmäuschen lustig finden, war es mir sowieso egal. Dann stand 1 Polizeibeamtin vor der Wohnungstür und ich konnte denen durch die geschlossene Tür sagen, was los ist. Diese rief dann die Feuerwehr, die die Tür öffneten. Es folgte Krankenhaus, wo ich erst mal langsam wieder begann zu trinken. Ich wurde untersucht und am Ende kam raus, ich habe MS. Ich sagte zu dem Arzt, wie soll ich denn daran kommen? In meiner Familie hat niemand MS. Aber er sagte, das kann jeder kriegen. 

In der Reha wollte ich dann auch mit einer Psychiaterin reden, weil ich wusste, irgendwas war mit mir nicht richtig im Kopf. Nach 10 Minuten sagte sie mir, ich habe eine Depression. Direkt war mir klar, dass war der Grund warum ich in der Wohnung auf dem Boden lag und hab mich der Situation ergeben und es war mir egal. Also ich hatte nie vor hier im 8. Stock vom Balkon zu hüpfen, aber mir war es egal wenn das Leben geendet hätte. 

Jetzt in den letzten 5 Jahren habe ich einige Menschen besser kennen gelernt, und bei manchen denke ich mir, da hättest du auch drauf verzichten können. Es gibt Leute, die braucht man nicht. 

Meine 1. Betreuerin hatte ich mir vor 5. Jahren im Krankenhaus selber zugelegt über dem sozialen Dienst vom Krankenhaus. Letztes Jahr hab ich sie ihres Amtes enthoben. Gründe gab es vorher schon einige. Aber nachdem sie mich letztes Jahr für immer ins Pflegeheim abschieben wollte, damit sie dann weniger Arbeit hat (ihre Worte zu mir am Telefon), war der Punkt erreicht, sie aus meinem Leben zu entfernen. Ich werfe doch nicht meine persönlichen Sachen weg und verzichte auf die Wohnung, in der ich seit 2001 wohne, damit die weniger Arbeit hat.

Ich habe es dann dieses Jahr selber versucht, alles zu regeln. Schließlich war ich mal Kampfsportler, Geschäftsinhaber, Versandleiter, im Betriebsrat, Auditor, habe Lkw durch Europa und Seecontainer über die Weltmeere geschickt. Das Problem ist nur, mit MS und Depri ist man nicht mehr so belastbar, wie wenn man gesund ist. 

So habe ich mir jetzt wieder eine gesetzliche Betreuerin "besorgt", die mir hilft, alles zu regeln. Auch wenn das meiste ja läuft und von meiner 1. Betreuerin geregelt wurde. Aber es gibt immer wieder Leute und Situationen die einem Kranken das Leben schwer machen. Und mit meiner neuen Betreuerin habe ich - da bin ich mir sicher - jemandem, mit der man die Dinge ordentlich und effektiv regeln kann. Ok, sie mehr, als ich. Aber bei ihr fühle ich mich schon jetzt sinnvoll aufgehoben. 

Was andere Leute in meinem Bekanntenkreis betrifft: Vielfach kann ich hier sagen, "Es war einmal." Ich brauche Leute um mich rum, bei denen ich weiß, sie sind da. Nicht weil sie was für mich machen müssen. Denn dafür hab ich meinen Pflegedienst und meine Haushaltshilfe (siehe Hauptseite bei den interessanten Links). Sondern eher zur Kommunikation. Aber da ja alle ihr eigenes Leben und selten Zeit haben (???), laufe ich auch keinem hinterher. Denn ich konzentriere mich darauf, mein Infoportal aufzubauen. Das heißt wenn sich bei mir der Erfolg eingestellt hat, werde ich leider auch keine Zeit mehr haben..............

Das Dumme ist nur, um meine Seite zum Erfolg zu führen, muss ich mich der Depression entgegenstellen. Und der Fatigue. Und das ist nicht so einfach. Aber ich bin auf dem Weg. 

Ich werde auch in absehbarer Zeit ein Buch über mich und mein Leben schreiben. Manche Leute - im privaten Bereich und auch im Bereich des Gesundheitswesens - werden dabei nicht gut weg kommen. Aber egal. Ich bin Rentner. Ich muss nicht mehr nett sein. Ich bin kein aggressiver Mensch. Aber ich vergesse nicht. Und das wird schlecht sein für manche Menschen, mit denen ich zu tun hatte.

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