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Samstag, 30. August 2025

Ich glaube es hat Klick gemacht



Lange hat es gedauert. Nach den letzten Jahren hatte ich einfach die Schnauze voll. Nach vielen Jahren, die relativ ok waren, fing es 1999 an. Da starb meine erste Oma. 2004 wurde bei meinem Vater festgestellt, dass er Bauchspeicheldrüsenkrebs hatte. Ein Blick ins Internet sagte mir, wie das meistens endet. Und so war es leider auch bei meinem Vater. Dann das ganze "drumrum", wenn jemand stirbt. Viele in meinem Alter werden das sicher auch schon kennen. 

Meine Mutter musste dann in eine kleinere Wohnung ziehen, die sie von ihrer Rente zahlen konnte. Ich bin damals hier nach Düren gezogen, nachdem meine Eltern das Haus in Oberzier verkauft hatten, weil ich sonst nix Brauchbares gefunden hatte. Aber es war auch nicht schlecht, dass meine Eltern 2 Etagen tiefer wohnten. So konnte ich fast täglich bei denen essen. 😇 Heute wohne ich alleine hier. Schon seit 2006 quasi. 

2011 sind mein Opa und mein Onkel gestorben. Auch Menschen, die ich mein Leben lang kannte. 2013 musste auch meine Oma für immer "gehen". 2014 ist meine Mutter zu Hause umgefallen, als sie nachts aufstand um zur Toilette zu gehen. Dabei brach sie sich ein Schlüsselbein und musste im Krankenhaus operiert werden. 

Im Laufe der Untersuchungen wurde festgestellt, dass sie einen Tumor auf der Leber hatte. Sie konnte jedenfalls nicht mehr nach Hause weil sie dort alleine war. Da ich die Vorsorgevollmacht für meine Mutter hatte, konnte ich zwar im Krankenhaus ein- und ausgehen wie ich wollte, das war ok. Dann suchte ich für sie ein Altersheim,  und in einem Vorort von Düren fand ich einen freien Platz. Ich war mindestens einmal die Woche bei ihr. 

Da gab es auch irgendwann Probleme mit der Zimmernachbarin, mit der meine Mutter auf dem Zimmer war. Die Frau hat sich dauernd aufgeregt weil meine Mutter bis Abends 23 oder länger TV geguckt hat. Meine Mutter war das so gewohnt, die Zimmernachbarin wollte schlafen wenn es draußen dunkel wurde. 

Also kam ich irgendann wann wieder und wollte in das Zimmer von meiner Mutter gehen.  Da wurde ich aber von einer Schwester angesprochen, dass die meine Mutter auf ein anderes Zimmer verlegen mussten.

In diesem Zimmer war meine Mutter auch nicht alleine, aber mit dieser Frau verstand sie sich bestens. Die beiden hörten zusammen Musik, sahen bis Abends TV, meine Mutter konnte der Frau erzählen welche Promis sie kennt, dass sie einen Fanclub von Costa Cordalis und von Jürgen Drews geleitet hat, und solche Sachen. Ich hab es ihr gegönnt, dass so nochmal in die Welt von damals abtauchen konnte. 

Doch irgendwann ist mir aufgefallen, was für komisches Zeug meine Mutter redete. Normal kannte ich alle Leute mit denen meine Eltern zu tun hatten und alle Orte wo sie waren. Aber nun erzählte meine Mutter mir Sachen, wo ich keinen Zusammenhang erkennen konnte. 

Jedenfalls musste sie dann irgendwann im Sommer ins Krankenhaus. Warum weiß ich nicht mehr. Aber eines Tages kam ich dort ins Zimmer, es lagen noch 2 weitere Damen auf dem Zimmer, und meine Mutter meinte zu mir, "Ruf die Polizei an.". Ich frag warum. Sie wieder "Ruf die Polizei an.". Ich frag wieder, "Warum? Was ist los?" Ich sah keinen Grund dafür. Aber sie hielt sich dran. Dann sagte ich, ich geh mal raus und ruf die Polizei an. 

Ich ging dann in ein Büro und fragte die Schwester, "Warum will meine Mutter das ich die Polizei rufe? Was ist los?" Die Schwester sagte mir, meine Mutter war vorher auf einem anderen Zimmer und dort war auch eine demenzkranke Frau, die meinte ihr hätte jemand das Portemonnaie geklaut. Vermutlich deswegen. Ich sagte, "Ach deswegen." 

Ich ging wieder ins Zimmer und sagte, "Polizei kommt gleich!" Da war meine Mutter beruhigt. 

Aber ich hatte den Gedanken dass ich jetzt besser wieder fahren werde. Denn wenn meine Mutter merkt dass ich sie belogen habe, gibt es wieder Gemecker. 😁

Zu Hause dachte ich dann darüber nach, und ich fragte mich ob nicht schon die ganze Zeit das eingetroffen ist was die Ärztin im Krankenhaus im Jahr davor mir gesagt hat. Nämlich dass der Tumor, der irgendwelche Botenstoffe ans Gehirn aussendet und dort eine Demenz verursacht. Es hat lange gedauert bis ich endlich der Ärztin geglaubt habe. 

Und nun bin ich mal nicht mehr zu meiner Mutter ins Altersheim gefahren. Denn eine Schwester rief mich an, dass meine Mutter wieder dort wäre. Und in der Vergangenheit war ich immer mindestens einmal die Woche bei meiner Mutter. Nun bin ich mal drei Wochen nicht zu meiner Mutter gefahren. Als ich dann wieder dahin kam, hatte ich eigentlich mit einem großen Gemecker gerechnet weil ich so lange nicht da war. Aber als ich ins Zimmer kam redete meine Mutter mit mir als wäre ich gerade aus dem Zimmer raus. Und dann hatte auch ich endlich verstanden dass meine Mutter schon die Demenz hatte. 

Irgendwann war ich mal mit meinem Onkel bei meiner Mutter und meine Mutter meinte "Ich will wieder nach oben." Ich diskutierte mit meiner Mutter rum, wo nach oben? Wir waren schon obersten Stock. Das Haus hat nur Erdgeschoss und eine Etage. Und noch weiter oben ging nicht weil da war das Dach. 

Mein Onkel sagte dann einfach, wir regeln das jetzt draußen wenn wir gehen. Dann war meine Mutter auch wieder beruhigt. Ich musste mich erstmal daran gewöhnen, wie man mit Demenz Kranken redet. Immer zustimmen und gut ist. 

Jedenfalls war das nicht mehr meine Mutter, so wie ich sie mein Leben lang kannte. Im Grunde genommen war meine Mutter schon tot. An den Gedanken muss ich mich erstmal gewöhnen. Später traf dieser Zustand leider ein. 

Man kann also wirklich sagen mein Leben hat sich in wenigen Jahren komplett verändert. Immer war alles okay, alle waren da so wie ich aufgewachsen bin. Und nun war kaum noch einer da. Mein Onkel ist wirklich der letzte der noch da ist und mit dem ich noch halbwegs Kontakt habe. 

Ich hatte schon Monate vorher gemerkt, dass mit mir auch irgendwas nicht stimmt. Ich fühlte mich manchmal beim Gehen als hätte ich gesoffen, und bin bewusst an der Hauswand vorbei gegangen weil ich befürchtete ich könnte gleich umfallen. Da wusste ich natürlich noch nicht was los ist. Aber das halbwegs vernünftige gehen fiel mir immer schwerer. Und einmal war ich auch im Netto einkaufen wie quasi jede Woche, auf dem Rückweg wollte ich mir einen Döner holen an der Dönerbude. Ich stand da weil ich warten musste weil noch zwei Kunden vor mir waren. Auf einmal lag ich am Boden. Und ich wusste nicht warum. Es tat nichts weh, ich konnte nur nicht aufstehen, und wusste nicht warum. Zwei türkische Mitbürger, die dort am Tisch saßen, kamen dann auch sofort und halfen mir auf. Der Dönermann wusste was ich wollte weil ich öfter da war und machte mir das direkt. Ich hielt mich dann an dem Tresen fest, während ich wartete. Als er meinen Döner fertig und verpackt hatte, fragte er,  ob er mich nach Hause begleiten soll. Er wusste ja, ich wohne nicht weit weg. Quasi um den Block. Er begleite mich bis ins Haus. Ich sagte dann im Aufzug und oben kann ich mich ja festhalten und bedankte mich für die Begleitung. 

Ich saß dann im Wohnzimmer, aß meinen Döner, und dachte nach. Ich konnte mir das nur so erklären, dass die letzten Jahre einfach zu viel Negatives gebracht hatten. Nicht nur die Todesfälle in der direkten Familie, sondern auch die Firmenschließungen, wo ich war. Besonders Pelikan Hardcopy hat mich getroffen. Die folgenden 2 Firmen, wo ich Versandleiter war, war sicher auch traurig. Aber bei Pelikan Hardcopy war ich viel aktiver und hatte mehr Aufgaben. 

Der Komplettausfall

Im Sommer 2018 passierte dann etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. In meiner Wohnung bin ich mehrfach umgefallen. Genau wie 2 Jahre vorher vor der Dönerbude. Und das Aufstehen ist mir dann jedesmal schwerer gefallen. Bis ich nach dem 5. mal Umfallen nicht mehr aufstehen konnte.

Nach den vergeblichen Aufstehversuchen, lag ich am Boden. Ich dachte nach, über mein Leben, über die momentane Situation. Ich tendierte dahin, dass ich irgendwie keinen Lebenssinn mehr hatte. 
Ich hätte mich zwar nie umgebracht. Aber ich wusste was nun kommt. Wenn ich nun 3-4 Tage nichts trinke, werde ich sowieso irgendwann ohnmächtig und schlafe ein, für immer, ohne wieder aufzuwachen. Da niemand mehr da war und ich somit eh alleine war, war es mir egal. Ich dachte mir nur, schöner kann man nicht sterben. 

Ich lag dann hier auf dem Boden, und wusste nicht warum. Ich habe dann am Abend noch mit einer lieben Bekannten aus Süddeutschland telefoniert, Marion Ruthner,  ich sagte ihr aber nix davon, dass ich auf dem Boden saß und gegen den Sessel lehnte. Denn ich verstand es ja selber nicht. 

Nun lag ich den 2. Tag in der Wohnung auf dem Boden. Mir war klar, was mich erwartet, wenn ich 3-4 Tage nichts trinke. Und es war mir egal. Nach dem ganzen Mist der letzten Jahre, hatte ich sowieso nichts Positives mehr zu erwarten. Und nach alldem, was ich in den letzten Jahren verloren hatte, sah ich auch keinen Grund mehr darin, dass es sich noch lohnt, weiter zu leben. Wofür denn? Keine Eltern mehr, keine Oma mehr, kein Opa mehr, ein Onkel weniger, und das alles innerhalb weniger Jahre. Dazu die Schließung von "Pelikan Hardcopy", wo ich mir eine große Zukunft von versprochen habe, geschlossen wegen Fehler in der Geschäftsführung (meine Meinung), die Schließung von "Feuerfest Siegburg" wo ich Versandleiter war, was von den Russen geschlossen wurde weil eine Ami-Firma unsere Kunden haben wollte, "Rheintec Lighting" im alten Pelikan Hardcopy Gebäude, wo ich auch Versandleiter war, Großes vor hatte, angefangen damit die alten Kollegen von Pelikan Hardcopy wieder rein zu holen, was sicher auch möglich gewesen wäre wenn die Firma nicht von Misswirtschaft geprägt den Bach runter gegangen wäre. Potential war vorhanden. Aber leider gehörte ich nicht zur Geschäftsführung. Den Versand konnte ich einrichten. Aber zu einer Firma gehört leider mehr als der Versand.

Das alles, in den letzten Jahren, war dann einfach zu viel. Selbst für mich. Nun lag ich also da in meiner Wohnung, und wartete darauf, dass ich für immer einschlief. Denn nicht nur die Ereignisse der letzten Jahre waren zu viel. Jetzt kam auch noch dazu, dass ich ohne erkennbaren Grund umgefallen bin und beim 5. mal nicht mehr aufstehen konnte. Ich verstand es nicht. Aber die Kombination von allem, hatte auch die Wirkung, dass dies eine gewisse Gleichgültigkeit entstehen ließ. 

Also was will ich noch hier? Ich habe ein interessantes Leben gehabt. Hab viel erreicht. Und das obwohl ich in der Hauptschule zu den Schlechtesten gehörte. Aber ich habe es bis zum Betriebswirt, Versandleiter, Betriebsrat, Firmeninhaber eines Fachgeschäfts geschafft. Also ich hab in wenigen Jahren mehr geschafft als andere in ihrem ganzen Leben. Sicher hab ich auch Fehler gemacht.  Nichts im Leben ist perfekt. Nicht mal ich. 😄

Ich habe also darauf gewartet, dass ich für immer einschlafe. Einschlafen hat geklappt. Aber ich bin auch mehrfach wieder aufgewacht. Es war wohl so, dass sich mein Körper doch dagegen gewehrt hat, für immer einzuschlafen. Vielleicht lag es auch an meine frühere Kampfsportzeit, wo ich die Einstellung entwickelt habe "Kein Aufgeben - Kein Rückzug", was ein Zitat ist aus dem Film "Karate Tiger", was ich aber damals für mich als Leitspruch verinnerlicht hatte, und was mein Körper offenbar immer noch verinnerlicht hatte. Darum bin ich immer wieder wach geworden, obwohl mein Kopf gesagt hatte, "Es reicht!".

Das ich noch lebe wird wohl klar sein. Sonst hätte ich das hier nicht schreiben können. 

Aber wie kam es dazu? 

Am 3. Tag hatte ich inzwischen wirklich mit allem abgeschlossen. Ich wartete nur noch darauf, dass dieses beschissene Leben endlich vorbei ist. Ein Leben, wo ich in wenigen Jahren fast alle verloren hatte, die mein Leben lang immer da waren, und vieles verloren hatte, was mir eigentlich wichtig war und wo ich so manche Ziele und Pläne mit hatte. 

Alles weg, innerhalb weniger Jahre. Nun lag ich auf dem Boden, konnte nicht mehr aufstehen, und wusste nicht warum. Aber es interessierte mich auch nicht mehr. 

Dann am Samstag Abend klingelte es bei mir. An der Klingel hörte ich, dass jemand unten an der Haustür geklingelt hat. Ich dachte mir, das waren sowieso nur irgendwelche Kinder, die es lustig fanden, Klingelmäuschen zu spielen. Deswegen reagiere ich sowieso nicht auf Klingeln, wenn ich keinen erwarte. Aber ich hätte ja sowieso nicht öffnen können. 

1-2 Minuten später klingelte jemand hier oben an der Wohnungstür. Eine Frauenstimme rief nach mir und es klopfte an der Wohnungstür. Die Frau sagte, "Hier ist die Polizei." 

Ich war etwas überrascht und sagte der Beamtin, dass ich auf dem Boden liege und die Tür nicht öffnen kann. Sie fragte ob jemand den Schlüssel hätte wo sie ihn holen könnten. Aber es hatte niemand meinen Schlüssel. War ja keiner mehr da, dem ich meinen Schlüssel anvertrauen würde. 

Die Beamtin meinte dann, sie würden die Feuerwehr rufen, damit die die Tür öffnen würden. Draußen hörte ich kurz darauf Martinshorn. Also die waren flott hier. Vor der Tür hörte ich dann Männer reden. Die gingen auch auf den Notbalkon um zu sehen ob sie die Küchen-Fenster öffnen könnten, um dann dort rein zu kommen. Aber nach kurzer Diskussion entschlossen die sich, die Wohnungstür zu öffnen. Ich denke weil sie dabei weniger Schaden hinterlassen. Dann hörte ich eine Art Bohrmaschine, womit dann am Türschloss gebohrt wurde. Es dauerte nicht lange, und die Tür ging auf. Ich sah dann 3 Sanitäter reinkommen und draußen im Flur vor der Türe standen 2 Polizeibeamtinnen, die das Ganze überwachten. 

Die Sanitäter waren dann mit mir beschäftigt, fragten was los ist, vermutlich wollten sie auch sehen wie klar ich noch im Kopf bin. Ich sagte ich liege jetzt seit Donnerstag hier und kann nicht aufstehen. Warum weiß ich nicht. Einer der Sanitäter sagte, dass ich ins Krankenhaus muss weil die jetzt auch nicht sagen können was los ist. 

Ich sagte dann einem der Sanitätern ob er mir im Wohnzimmer meine Geldbörse geben könnte weil da meine Krankenkassenkarte drin ist, mein Handy und das Ladegerät. Er holte mir auch netterweise alles aus dem Wohnzimmer. 

Die Feuerwehrleute machten in der Zeit ein neues Schloss in die Tür, damit die Türe verschlossen werden konnte und gaben mir die Schlüssel. Ich wurde dann auf einer Bahre runter zum Rettungswagen gebracht. Ich bekam das alles nun nur noch wie im Nebel mit. Der Wassermangel machte sich bemerkbar. Langsam war ich nicht mehr ganz klar im Kopf.

Ich wurde dann zum Krankenhaus Lendersdorf gebracht. Ein Vorort von Düren. Vermutlich haben die Sanitäter irgendwas erkannt worauf dieses Krankenhaus eher spezialisiert ist. 

Im Krankenhaus bekam ich erst eine Watte, die mit Wasser getränkt war, die ich dann in den Mund tun sollte. Vermutlich damit sich mein Körper langsam wieder an Wasser gewöhnt. 

Da es ja Samstag Abend war, waren im Krankenhaus nur wenige Schwestern und Pfleger. Das war gut. Denn so konnte ich erst mal in Ruhe dort liegen, und das alles verarbeiten, was da passiert war. Denn schließlich hatte ich in den letzten Tagen den Gedanken, dass ich sterben werde. Und nun bin ich im Krankenhaus. 

Am nächsten Tag lud ich erst mal mein Handy auf. Eine Schwester steckte mir das in die Steckdose ein, weil ich selber ja nicht da ran kam. Was ich eigentlich lächerlich fand. Denn normal wäre ich aufgestanden und hätte das Kabel selber eingesteckt. Aber ging ja nicht. 😒

Ich sah dann, dass Marion mich mehrfach angerufen hatte. Also sie war das, die bei mir die ganze Zeit angerufen hatte. Ich rief sie dann an. Ob Sonntag oder Montag weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hörte ich ihre Erleichterung, als sie mich hörte. 

Also wir hatten zwar Donnerstag Abend noch telefoniert, wie erwähnt. Aber sie fand es komisch, dass ich am nächsten Tag nicht im Netz war. Denn normal war ich ja täglich online. 

Da ich nicht wie sonst im Internet war, hatte sie mich schon vermisst. Darum rief sie auch bei mir an, auf Handy und auf Festnetz. Nachdem ich mich nicht meldete und auch weiterhin nicht online war, rief sie Samstag Abend hier in Düren bei der Polizei an. Aus Süddeutschland, vom Titisee. Darum waren dann die Beamtinnen bei mir. 

Untersuchungen

Im Krankenhaus folgten dann Untersuchungen, weil ja rausgefunden werden musste, was mit mir los war. Ich wurde in die "Röhre" gesteckt. Drei mal. 

1. Der Arzt sagte, ich hätte eine Entzündung

2. Der Arzt sagte, ich hätte MS. Ich sagte, "Wie soll ich denn daran kommen? In meiner Familie hat keiner MS." Er sagte, "Das kann jeder bekommen. Das muss nicht vererbt werden."

3. Der Arzt sagte, ich hatte einen Nerv im Rücken entzündet.

Nummer 3 war dann für mich am sinnvollsten. Das würde erklären, warum ich einfach so umgefallen bin. Dies habe ich nun auch jedem gesagt, der wissen wollte was los war. 

Aber da war mir noch nicht klar, dass die MS quasi eine "große Entzündung" ist, und das Nr.1 und Nr. 3 aus Nr. 2, also aus der MS, resultiert. 

Für mich kehrte etwas Normalität zurück

Im Krankenhaus hatte ich einen Bettnachbar, der war 78 glaube ich. Irgendwann wurde er total nervös weil seine Frau nicht kam wie geplant an dem Sonntag. Die war sonst fast jeden Tag dort. Der Mann hatte vor Jahren einen Flugzeugabsturz und nun hatte er wieder einige Probleme, wie das eine Logopädin zu ihm kam und Sprach, und Schreibübungen mit ihm machte. Und nun war er total überfordert. Er wollte Schwiegermutter in Düren und Sohn in Italien anrufen, ob die was wissen. Aber er zitterte als er wählen wollte. Ich sagte, "Soll ich dir helfen?". Er war froh und gab mir sein Handy weil dort die Nummern eingespeichert waren. Aber ohne Erfolg. Schwiegermutter wusste nichts und war auch schon aufgeregt weil sich ihre Tochter nicht gemeldet hatte, und den Sohn konnte ich nicht erreichen. Der Mann war die ganze Zeit dran, "Was mach ich denn jetzt? Was mach ich jetzt?" Ich sag soll ich die Polizei anrufen? Damit die mal nachsehen bei dir zu Hause? Gesagt, getan. Der Polizist sagte mir, es sind eh schon Kollegen auf dem Weg zu uns. Weil ein Patient verschwunden ist und auf der Landstraße aufgegriffen wurde. Ich sagte ihm dann unsere Zimmernummer. Und er meinte, genau da kommen die Kollegen hin wegen dem verschwundenen Patienten. Das kam mir dann komisch vor. Es ging um den dritten Mann bei uns im Zimmer. Der war immer recht ruhig und ich hab glaube ich nie mit dem geredet. Aber hatte er was mit der Frau zu tun? Ich habe auch nie mitbekommen das die was geredet haben. Die Polizei kam, brachten den Mann mit. Dann kam einer der Polizisten zu meinem Bettnachbarn und meinte, was los wäre. Der Mann war aber so daneben das er kaum einen vernünftigen Satz raus bekam. Ich sagte dem Polizisten dann was los war. Und der meinte ok, wir kümmern uns mal drum.

Später erfuhren wir, die Frau wollte sich auf dem Speicher in deren Haus umbringen. Sie hatte irgendwas geschluckt. Der Notarzt hat 2 Stunden gebraucht um sie wiederzubeleben.

Aber sie wurde nicht durch mich gefunden sondern ein Nachbar hatte gemerkt, da stimmt was nicht, hatte sich dann mit seinem Sohn Zutritt zum Haus verschafft und da haben sie die Frau auf dem Speicher gefunden. Hatte sich halt überschnitten.

Dieses Ereignis holte mich ein wenig aus meinem Trübsal raus. Ich hatte wieder das Gefühl, Dinge zu regeln.

REHA

In der REHA war auch mein besagter Bettnachbar aus dem Krankenhaus. Wir trafen uns schon mal zufällig und saßen auch mal Abends unten in der Halle und tranken was und plauderten. 

Warum seine Frau das versucht hatte, wusste sie selber nicht. Aber vermutlich war sie mit der Situation überfordert, rund um ihren Mann. Das war alles zu viel für sie.

Doch irgendwann saß ich im Rollstuhl im Flur vor den Aufzügen, Ein Aufzug hielt an weil jemand aussteigen wollte, und dabei seh ich den Mann im Aufzug mit seiner Frau. Der Mann zeigte auf mich, lachte und sagte zu seiner Frau "Da isser." 😁

Seine Frau und ich winkten uns zu. War schön, sie wieder offenbar fit zu sehen. 

Lieben Besuch

Vom Krankenhaus wurde ich dann erst mal direkt in die Reha geschickt, in der Nähe von Euskirchen. Besuch bekam ich dann von Mone. Die kenne ich schon seit 2000. Früher habe die Website für ihre Reitschule "Riderswayout" gemacht. 


In der Reha wollte ich auch mal mit einer Psychotherapeutin reden. Denn ich wusste nicht so recht, was mit mir los war. Warum habe ich mich nicht gegen den Tod gewehrt, als ich zu Hause 3 Tage auf dem Boden lag? 

Im Gespräch sagte die Frau schon nach 10 Minuten, "Sie haben eine Depression." Tja, nun war mir einiges klar. 

FAZIT

Über die letzten Jahre hab ich einige Leute kennen gelernt, im Rahmen meiner Krankheit. Bei manchen Leuten hätte ich mir das Kennenlernen getrost sparen können. Ich habe auch schon so einige Leute aus meinem Umfeld entsorgt. Und es werden noch weitere folgen. 

Gerade wenn man im Gesundheitswesen arbeitet, sollte man wissen wie man sich den Kranken gegenüber verhält. Auch sollte man sich einiges Wissen aneignen. 

Sicher kann man nicht alles wissen. Aber wenn jemand beruflich mit mir zu tun hat, erwarte ich schon, dass man weiß was MS ist,  und nicht nur davon gehört hat. Auch sollte man überhaupt wissen, was ich habe. Steht doch offenbar in den Akten.

Wer keine Ahnung von seinem Job hat, sollte Schafe hüten, und nicht im Gesundheitswesen arbeiten. 

Aber auch im privaten Umfeld gibt es Wichtigtuer, die angeblich alles wissen. Dabei wird nur dummes Zeug geredet, was man alles tun will und am Ende kommt nix dabei raus. Es scheint auch Leute zu geben, die denken, meine körperliche Behinderung zieht auch eine geistige Behinderung nach sich, und somit kann man mich verarschen und denkt ich merke das eh nicht. 

Da muss ich die Leute leider enttäuschen. Ich bin behindert. Ja! Aber nur körperlich. Ich bin sicher nicht mehr der Alte von früher. Aber ich kriege mehr mit als du denkst. Also halte mich nicht für unterbelichtet.  

Inzwischen ist mir klar, dass ich immer wieder einen Nerv im Rücken entzündet habe, weswegen ich jetzt auch schon einige male umgefallen bin. Nicht nur vor 7 Jahren. Auch ein Grund warum ich im Rollstuhl sitze. Da kann ich wenigstens nicht mehr umfallen. Ich hatte zwar Physiotherapien. Aber zum Gehen ist das jetzt nicht mehr gedacht. Denn ich hab die Nase voll vom Umfallen. 

MARION RUTHNER

Marion kann ich damit ganz klar als meine Lebensretterin bezeichnen. Hätte sie vor 7 Jahren nicht in Düren bei der Polizei angerufen, würde es mich nicht mehr geben. 

Jetzt warte ich noch darauf, eine Frau zu finden, die mir die Normalität wieder ins Leben bringt. Denn diese fehlt mir seit Jahren. Das Normale im Leben. Ohne dass sich mein Leben nur um die MS oder um die Depression dreht. Dann hätte ich auch wieder den Kopf frei, um meine Website "Duyster.de" vernünftig aufzubauen. Trotz Frührente.  

NEUBEGINN

Inzwischen ist mir auch klar geworden, dass ich einen Burnout habe. Das ist kein Wunder, bei all dem Mist der letzten Jahre. Dagegen kann ich arbeiten. Gegen die MS kann ich nichts tun. Die wird immer Teil meines Lebens sein. Aber gegen Depri und Burnout kann ich was tun. Auch wenn es Leute gibt, die immer dagegen wirken wollen. Entweder bewusst oder unbewusst. Aber wie schon oben erwähnt, werde ich einige Leute noch aus meinem Leben entsorgen. 

Dazu denke ich, dass ich langsam den "Klick" habe. Gerade sind wieder Songs aus den 80er und 90er auf MTV. Als die Zeit noch halbwegs ok war. Im Gegensatz zu heute auf jeden Fall. Und nun denke ich mal, ab jetzt werde ich wieder meine diversen Ziele verfolgen. Angefangen damit "Duyster.de" zu etwas Großem zu machen. Aber auch organisatorische Dinge in meinem Leben. 

Es wird sich nicht alles an einem Tag um 180 Grad drehen. Aber ich habe das Gefühl, der Neubeginn ist da, und ich verschaffe mir langsam wieder mein altes Leben. 😎 Und wenn irgendwer dagegen wirkt, werde ich demjenigen auch die Meinung sagen. Wie hab ich mal geschrieben? "Ich bin Rentner. Ich muss nicht mehr nett sein." 😇

Auch muss ich mich geistig noch daran gewöhnen, dass ich nun Rollstuhlfahrer bin. Und ich muss mir wieder angewöhnen, mich sportlich zu betätigen. Sicher werde ich kein Bodybuilder. Das lässt sich nicht mit der MS vereinbaren. Aber man genug andere Dinge machen. 😃

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